Portraits
since 1981
since 1981
and how I met Sigmar Polke
The French art journal „Beaux Arts Magazine“ had assigned me to cover Sigmar Polke on the occasion of his great Exhibition in the Carré d’Art, Musée d’Art Contemporain, Nîmes. There was not much preparation necessary as Sigmar Polke was one of the artists who fascinated me all my life, and whose work I knew very well and still is influencing my own artistic works. No other of the international stars of his generation had so much succeeded in triggering and provoking, in surprising, in showing a great sense of humor and in meantime developing a perfect aesthetic language. So there couldn´t be an assignment more welcome for me. It was summer, there was Nimes, a beautiful museum out of glass and steel and full of light, just built by Norman Foster in a nice relation to a Roman Temple nearby.
I talked to the director. He was nervous and excited. He really wanted that feature story about his museum to be covered in the most important art magazine of the country. But obviously he couldn´t help me approaching Polke. The next day passed by as the day before, besides Polke seemed to be even more unaccessible. I felt frustration and anger piling up. What an arrogant dude. And let the director know, that in case I had no access to the artist till the end of next day I would leave and provide no pictures at all. And decided to make a last direct try.
I was lurking behind a corner and getting more aggressive every minute. Then, after a while, the entourage was approaching and Polke in front. I darted out of my hiding place, extended my hand, and blocked his way. He was large and strong and had a belly, and he looked at me through his colored glasses kind of top-down, although he was smaller. But his handshake was spongy. That was my chance: I gripped his hand and I pressed as strong as I could. When I was a young man I sometimes earned money by arm-wrestling against construction workers. He endured my pressing and kept a straight face. Then all of a sudden I felt that pain in my toe. I needn´t look down: Vehement and precisely he stepped fully on purpose with his heel on my foot. He smiled, then laughed, first restrained then open and loud. „What do you want, you want me to strip for you“, were his first words to me. „That would be nice“ I answered.
He stepped in front of one of those glass walls, who opened up towards the beautiful city with that nice Italian flair and started to get rid of his short-sleeved shirt, then his undershirt, and started posing with naked upper body. I started photographing, aware, that the backlight would spoil every single picture. The people in the room couldn´t trust their eyes, they didn´t notice, what had happened between us.
From that moment I could accompany him all day. Made hundreds of pictures, observational, staged, or something in between. That picture I photographed in black and white with my small Leica and that is the one I love most.
Later we had coffee and talked. He was interested in my work as well – a little. More in my camera equipment. He took it, let me explain made some portraits of me. There are not much portraits of me, and I never showed these ones in public. After all these years my heart is still pounding, when I think back of this wonderful encounter.
And I am a little proud that some of the few portraits of myself are made by Sigmar Polke.
-
Es war ein kurzer stechender Schmerz der die Zehen meines rechten Fußes durchfuhr. Aber nun war es an mir es klaglos auszuhalten und den Blickkontakt in diese graublauen Augen nicht abbrechen zu lassen. Dann geschah etwas sehr Unerwartetes.
Das französische Kunstmagazin Beaux Arts magazine hatte mich beauftragt, anläßlich seiner großen Ausstellung im Sommer 1994 im Museum Carré d’Art, Musée d’Art Contemporain, Nîmes , Sigmar Polke zu fotografieren.
Großer Vorbereitungen bedurfte es nicht, war er doch einer der Künstler die mich so stark faszinierten, das mir sein Werk mehr als vertraut war und noch heute einen Einfluss auf meine eigene Arbeit hat. Für mich hat keiner der Weltstars dieser Generation es so vehement vermocht zu provozieren, zu überraschen, Humor zu zeigen und dabei eine jeweils so vollendete Formsprache zu entwickeln.
Einen schöneren und spannenderen Auftrag konnte ich mir also kaum vorstellen. Sommer, Nimes, die Provence, die Stiere, ein wunderschönes Museum und Sigmar Polke. Dieses moderne Museum aus Glas und Stahl, gerade erst von Sir Norman Foster erbaut, lichtdurchflutet und in Bezug gesetzt zu dem gegenüber liegenden römischen Tempel, bot ein perfektes Ambiente für meinen Auftrag.
Polke war im Haus, umgeben von einer Entourage mir unbekannter Menschen. Immer im Arm eine Filmkamera, beaufsichtigte er die Hängung seiner Werke. Mit meiner Plattenkamera machte ich Aufnahme um Aufnahme, nicht wenige musste ich wiederholen, nachdem der Meister eine Umordnung seiner Arbeiten angeordnet hatte. Ich fotografierte die Arbeiten, die Räume, die Wände, die Gänge, die Entourage. Aber an ihn, um den es ging, kam ich nicht heran. Jeder Versuch, sich ihm zu nähern wurde unterbunden. Keine Zeit, vielleicht später, vielleicht auch gar nicht, wer sind Sie überhaupt, wozu soll das nötig sein, sie können doch die Räume fotografieren… Am ersten Abend suchten ich das Gespräch mit dem Direktor des Museums. Er war sehr aufgeregt, denn ihm war es ungeheuer wichtig, im bedeutendsten Kunstmagazin des Landes einen schönen Bericht über sein Museum lesen zu können. Aber machen konnte er offensichtlich nichts. Der nächste Tag verging wie der erste, und Polke war unnahbarer denn zuvor.
Frust und auch ein wenig Wut staute sich in mir auf. So ein arroganter Typ, dachte ich und beschloss, am nächsten Tag einen letzten Versuch zu starten. Alle wurden zunehmend nervöser ob meiner angekündigten Abreise und der Ankündigung, dann eben keine Fotos zur Verfügung zu stellen. In leicht aggressiver Lauerstellung stand ich da und wartete. Dann bog die Entourage um die Ecke und Polke vorneweg. Blitzartig ging ich auf ihn zu, streckte meine Hand aus und verstellte ihm den Weg. Er war groß, kräftig, hatte einen kleinen Bauch und sah mich, obwohl er einige Zentimeter kleiner war, etwas von oben herab an. Wir sahen uns in die Augen, seine leicht verborgen hinter einer halb getönten Brille, ich stellte mich kurz vor und spürte seine Hand in meiner. Da war sie, meine Chance und ich ergriff sie im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht all zu fest war sein Händedruck und seine Hand lag ganz wunderbar in meiner. Ich drückte zu. Er hielt meinem Blick und dem Druck stand und ich drückte so fest ich konnte. Als ganz junger Mann habe ich mir manchmal mein Geld bei den Bauarbeitern in ihrer Kneipe mit Armdrücken verdient. Dann spürte ich einen heftigen Schmerz in den Zehen meines rechten Fußes. Auch ohne nach unten zu sehen konnte ich an dem leichten Grinsen in seinem Gesicht erkennen was geschehen war. Unvermittelt, heftig, präzise und mit voller Absicht hatte er mir mit dem Hacken seiner festen Schuhe auf den Fuß getreten.
Aus dem Grinsen wurde ein Lachen, erst verhalten, dann offen und frei. „Was willst Du von mir, soll ich etwa einen Striptease für dich machen?“ waren seine ersten Worte. Ich antwortete: „Das wäre toll!“ Er trat vor eine der riesigen Glaswände, die den Blick auf diese wunderschöne, so italienisch anmutende Stadt freigaben, oder fast selbst wie ein riesiges Gemälde wirkten, und begann, sein kurzärmeliges Hemd, dann sein Unterhemd auszuziehen und posierte mit freiem Oberkörper. Ich fotografierte los, obwohl mir klar war, dass das Gegenlicht in diesem Fall wohl wenig hilfreich sein würde. Die Anwesenden im Raum schienen ihren Augen nicht zu trauen. Sie hatten ja nichts von dem mitbekommen was sich zwischen uns abgespielt hatte. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich diese Begegnung gewandelt. Ich konnte Polke den ganzen Tag begleiten. Es entstand eine Vielzahl von unterschiedlichen Aufnahmen, auch mit unterschiedlichen Kameras, mal beobachtend, mal inszeniert und einmal irgendwie dazwischen. Dieses Bild habe ich in schwarz/weiß und mit meiner kleinen Leica gemacht und es ist mir von allen das Liebste.
Später saßen wir beim Cafe und unterhielten uns. Er interessierte sich auch ein wenig für meine Arbeit, mehr jedoch für meine Kameras. Mit geübtem Griff nahm er sie in die Hand, ließ sich kurz einige Funktionen erklären und machte mehrere Aufnahmen von mir. Es gibt nicht sehr viele Bilder von mir und ich habe diese Fotos noch nie öffentlich gezeigt. Nach all den Jahren habe ich noch immer Herzklopfen, wenn ich an diese wunderbare Begegnung denke. Und bin auch ein kleines bisschen stolz darauf, dass eines der wenigen Porträts von mir von Sigmar Polke fotografiert wurde.
Ich flog nach Paris, direkt in die Redaktion, meine Filme wurden entwickelt und in der Ausgabe 09/94 des Beaux Arts magazine wurden die Bilder veröffentlicht. Leider befand sich die Zeitschrift offenbar bereits in finanziellen Schwierigkeiten und wurde später verkauft. Auf mein Honorar habe ich irgendwann aufgehört zu warten. Ich hatte ohnehin etwas bekommen, dass man mit Geld nicht bezahlen kann.
Portraits
Reinhard Melzer, Berlin, 1982, Mouth Painter
1938-2024
1938-2024
Sigmar Polke, 1986, Nîmes, Artist
1941-2010
1941-2010
Neo Rauch.2022, Leipzig, Artist
Georg Baselitz, 1996, Derneburg, Artist
Jan Hoet 1992, Curator documenta
IX, 1936–2014
Chatarine David, Berlin, 2005, Curator documenta X
Kasper König, Berlin, 1996,
Curator, 1943-2024
Curator, 1943-2024
Duglas Gordon, 2010, Berlin, Artist
Herrike Naumann, Potsdam 2020, A
Ernst Jünger
Venedig 1993, Writer, 1895–1998
Eduardo
Ponjuan, Rene Francisco,
Havanna, 1994, Artist
Havanna, 1994, Artist
Roman Opalka, Venedig, 1997, Artist, 1931-2011
Titus Schade, Leipzig, 2022, Artist
Martin Walser, Nußdorf, 2008, Writer
1927–2023
1927–2023
Arsen Savadov, Kiew, 2005, Artist
Andrei Dmitrijewitsch Sacharow, Moskau, Kremel,
1989, Nobel Peace Prize Laureate, 1921 -1989
Bernhard Heisig, Strodehne, 1994, Artist
1925–2011
Rio Reiser, 1990, Fresenhagen, Musician
1950-1996
Ernst Beyeler, Fondation Beyeler, Schweiz,2006,
Galerist, 1921–2010
Galerist, 1921–2010
Tina Bara, Berlin, 1988, Photogrpher
Sam Keller, Miami, USA, 2005,
Director Fondation Beyeler
Director Fondation Beyeler
Uwe Kowski, Berlin, 2022, Artist
Yvette Kießling, Leipzig, 2022, Artist
Paolo Bianchi, Christoph Doswald,
Havanna, 1994, Art historian
Havanna, 1994, Art historian
Enno Kaufhold, Berlin, 2019, Photo historian
Cai Guo-Qiang, Venedig, 1999, Artist
Alfred Hdlicka, Berlin, 1986, Artist
1928–2009
1928–2009
Rosa Loy, Neo Rauch, Leipzig, 2022, Artist
Jonas Burgert, Berlin, 2006, Artist
Volker Stelzmann,Berlin, 2007, Artist
Neo Rauch, Leipzig, 2014, Artist
Angela Hampel, Dresden, 1988, Artist
Blalla W. Hallman, Berlin, 1996, Artist
1941-1997
1941-1997
César Baldaccini, Venedig, 1993, Sculptor
1921–1998
1921–1998
Clemens Gröszer, Berlin, 1994, Artist
1951-2014
1951-2014
David
Chipperfield, London, 2010, Achitect
Hanns Schimanski, Berlin, 1988, Artist
Fritz Cremer, 1988, Berlin, Artist
1906–1993
1906–1993
Heiner Müller, 1988, Berlin, Writer
1929-1995
1929-1995
Ulrich Wüst, Berlin, 1991, Photogrpher
Gisela Kleinlein, Düsseldorf, 1991, Artist
Muhammad Ali,
Berlin, 2005, Berlin, Boxer
1942-2016
1942-2016
Horst Bartnig, Berlin, 1995, Artist
Isabella
Rossellini, Berlin, 2006, Actress
Judy Lübke, Berlin, 1991, Gallerist
Kristina Schuldt, Leipzig, 2022, Artist
Ingrid Roscheck, Köln, 1994, Artist
Sam Keller,
Iggy Pop, Miami, 2006
Klaus Hähner-Springmühl, Karl-Marx-Stadt,
1988, Artist, 1950 - 2006
1988, Artist, 1950 - 2006
Klaus Werner, 1996, Leipzig, Art Historian
Matthias Weischer, Bielefeld, 2005, Artist
Martin Eder,
Miami, 2005, Artist
Micha Ullman, Tel Aviv, 1997, Artist
Michael Morgner, Chemnitz, 1996, Artist
Nightingale of Paris, 1996, Paris, Artist
Neo Rauch, 1988, Leipzig, Artist
Neo Rauch, 2010, Leipzig, Artist
Arno Rink, Leipzig, 2005, Artist
1940 -2017
1940 -2017
Rune Mields,
Köln, 1993, Artist
Richard Hamilton, Venedig, 1995, Artist
1922–2011
1922–2011
Robert Liebknecht, Berlin, 1992, Artist
1903–1994
1903–1994
Rosa Martinez, Venedig, 2005, Curator
Rosa Loy, Leipzig, 2022, Artist
Sabine Herrmann, Berlin, 1988, Artist
Werner Stötzer, Altlangsow, 1996, Artist
1931-2010
1931-2010
Strawalde, 2013, Berlin, Artist
Antoni Tapies, Venedig, 1993, Artist
1923–201
1923–201
Wolfgang Smy, Dresden, 1988, Artist
Max Uhlig, Dresden, 2014, Artist
Yoshua Neustein, Venedig, 1997, Artist
Lena Freitag, Berlin, 2005
Nam Yune Paik, Venedig, 1995, Artist
1932-2006
1932-2006
William Kentridge, Miami, 2005, Artis
Hella Stroletzki Cottbus 2024, Artist
Via Lewandowsky, Berlin, 1988, Artist
Thomas Schütte, Düsseldorf, 1994, Artist
Gundula Schulze Eldowy,
Berlin, 1988, Photogrpher
Roman Siegner, Venedig, 1999, Artist
Andreas Küchler, Dresden, 1988, Artist
1953–2001
1953–2001
Franziska Holstein, Leipzig, 2005, Artist
Harald Metzges, Wegendorf, 2014, Artist